Ausmisten und Ordnung, die gerne im Doppelpack kommen, waren schon „immer meins“. Ja, tatsächlich.
Schon als Kind – so erzählt man sich in meiner Familie – habe ich selten Chaos hinterlassen und gerne auch erstmal Ordnung im Rahmen meiner Möglichkeiten geschaffen, bevor es ans Spielen ging. Das hat mir keiner gezeigt oder „eingetrichtert“. Es war einfach da und steckte in mir drin.
Und schon in recht jungen Jahren war es eine große Freude für mich, regelmäßig mein Kinderzimmer auf Links zu drehen, alles durchzusortieren, neu zu ordnen und mich am Ergebnis zu erfreuen.
Klingt nach einer Kindheit ohne viel Spaß und Fünfe gerade sein lassen? Mitnichten. Es war nur einfach ein noch nicht als solches wahrgenommenes Talent und eine Leidenschaft, die mich all die Jahre meines Lebens begleitet hat.
Was macht meine Freude am Ausmisten aus?
Die einfachste Antwort auf diese Frage ist wohl: Man sieht direkt Ergebnisse und zwar sowohl auf der Seite der Dinge, die man ausgemistet hat, als auch im eigenen Zuhause, wo direkt mehr Platz entsteht. Es kann Struktur und Ordnung wachsen – beides macht den Alltag ungemein leichter.

Aber da ist noch mehr als nur die sichtbaren Ergebnisse, denn – und das sehe ich immer wieder, wenn ich mit Menschen zusammenarbeite und kenne es auch von mir selbst – es ist auch im Innen ein Erfolgserlebnis, wenn man es geschafft hat, sich von Dingen zu trennen.
Klar, manches ist nicht ganz so einfach, ein Trennen davon schwierig. Klassisches Beispiel: Ein Geschenk, was man aus schlechtem Gewissen nicht entsorgen „kann“, obwohl man es weder mag noch benutzt. Aber zum einen gibt es da diverse Tricks und die richtigen Fragen, die man sich stellen kann.
Und zum anderen fängt man in der Regel mit „No-Brainern“ an. Dinge, bei denen man nicht lange nachdenken braucht, wo die Entscheidung leicht fällt.
Der erste Schritt ist der wichtige. Das Gefühl des Loslassens, die Klarheit nach einer Entscheidung – unbezahlbar.
„The passion that never gets old“ – oder auch: warum das Ausmisten immer wieder Freude bringt
Auch als Ordnungscoach habe ich im eigenen Zuhause immer mal wieder Dinge in der Hand, bei denen es sogar mir schwerfällt, sie zu entsorgen. Es gibt immer wieder Bereiche, die neu durchgeschaut werden wollen. Nicht alles, was vor 1 oder 2 Jahren noch dem prüfenden Entsorgungsauge standgehalten hat, tut es das auch heute noch.
Es ist ein kontinuierlicher Prozess, der im Laufe der Zeit schneller und einfacher wird. Weil man nur noch die Sachen in seinem Zuhause hat, die Freude machen oder die man in Gebrauch hat. Und weil man besser wird, Entscheidungen darüber zu treffen, was bleiben darf und was gehen muss.
Man trainiert den persönlichen „Ausmist-Muskel“ und je häufiger man Dinge ausgemistet hat und sich die richtigen Fragen gestellt hat, umso klarer weiß man, was einem gefällt. Was wirklich das eigene Leben bereichert und was nicht.
Es wird also einfacher, geht schneller, macht (auch vielen Ausmistmuffeln irgendwann) Spaß und begegnet einem immer wieder. Für mich persönlich eine Leidenschaft, der man immer wieder nachgehen kann.
Da war doch noch was mit Ordnung
Ein Ordnungscoach, der das Ausmisten liebt. Keine Überraschung, oder?
Nun ja, ich hätte mich bei diesem Blogbeitrag auch für das Thema „Warum ich Ordnung liebe“ entscheiden können. Diese Frage tauchte zu Beginn auf, als ich mich mit dem Thema dieses Blogs beschäftigte.
Das „Ausmisten“ war allerdings mein erster Impuls, der mich nicht mehr losließ. Obwohl es noch so vieles mehr gibt, was ich liebe und wofür ich brenne. Besagte Ordnung, Minimalismus, ein leichteres Leben ohne viel Ballast, ein Leben in Balance. Unterm Strich bleibt aber das Ausmisten als Basis all dessen.
Das größte Chaos in Ordnung zu verwandeln, kommt immer mit dem Ausmisten um die Ecke. Mit zu viel physischem Gepäck lässt sich nur schwer ein Leben mit Fokus auf das Wichtige und Wesentliche, ein Leben mit Leichtigkeit – wörtlich und im übertragenen Sinne – und die vielbesagte Ordnung herstellen und leben.
Das größte Chaos in Ordnung zu verwandeln – im Innen wie im Außen – ist ohne Ausmisten kaum möglich.

Ausmisten befreit
Da sind wir auch schon beim nächsten wichtigen Punkt, was das Ausmisten so toll macht: Es befreit.
Und das eben nicht nur im Außen. Es befreit auch im Innen, wenn man (physische) Dinge entsorgt und sich von Ihnen trennt. Es schafft häufig innere Ruhe, wenn eine äußere Ordnung hergestellt ist.
Die Unordnung im Zimmer
Japanisches Sprichwort
entspricht der Unordnung im Herzen.
Aber da ist noch mehr. Man kann ebenso in sich selbst ausmisten. Auch das ein Prozess, dem man mehrfach im Leben begegnet. Glaubenssätze, Verhaltensweisen und Ansichten stehen immer wieder auf dem Prüfstand. Manche verfestigen sich, haben sich bewährt, dürfen also bleiben. Andere werden über Bord geworfen. Manche misten sich sogar von alleine aus. Der lebenslange Prozess des Lernens und sich Entwickelns. Mit reinigendem Effekt – quasi der Frühjahrputz für Geist und Seele, das Aufräumen im Innen.
Ausmisten ist kein „Mist“
Das Ausmisten hat also zahlreiche positive Effekte, die teilweise schon währenddessen, manchmal aber auch erst Tage, Wochen oder Monate später sicht- und spürbar sind.
Da ist es im Grunde genommen schade, dass das Wort vermeintlich negativ daher kommt, steckt doch das Wort „Mist“ mit drin. Klar, der „Mist“ soll raus, muss gehen.
Hier ist die englische Sprache etwas passender. „Decluttering“, das englische Pendant zum deutschen „Ausmisten“, kommt vom (ungeordneten) Haufen, wenn man auf verwandte Begriffe wie „clot“ (Klumpen) oder „cluster“ (Ansammlung, Haufen) schaut.
Im Deutschen ist die Wortherkunft natürlich stark verknüpft mit der eigentlichen Bedeutung des Ausmistens eines Stalls zum Beispiel, den man von Mist befreit. Grundsätzlich richtig, nur ist nicht alles „Mist“, was entsorgt wird. Es hat nur einfach keinen Platz mehr im eigenen Leben. Und so löst der „Mist“ zumindest bei mir häufig eine negative und nicht ganz treffende Assoziation aus, die den überaus positiven Effekten des Ausmistens nicht ganz gerecht wird.
Letzlich geht es aber immer um dasselbe: Der „Mist“ muss gehen, das „Gute“ darf bleiben. Der ungeordnete Haufen bekommt Ordnung. Das Leben mehr Klarheit und Leichtigkeit – auf die eine oder andere Weise.
Und DESWEGEN liebe ich das Ausmisten.

Der erste Schritt zu einem Leben, wie du es willst,
Joshua Becker
ist alles loszuwerden, was du nicht willst.
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